The Sweet Escape

Ich nickte nur kurz. "Vielleicht..." Nachdem wir unsere Karten gekauft und den Kinosaal gefunden hatten, merkte ich langsam, wie auch ich immer unsicherer wurde. Ich war schon ziemlich lange nicht mehr mit einer mir fremden Person unterwegs gewesen.

Mittlerweile war ich ziemlich nervös, und führte Rike zu einem hinteren Sitzplatz.
°Oh Gott, wie schaff' ich das denn jetzt. Vielleicht war es doch zu voreilig°, dachte ich und nagte mir an der Unterlippe.

Ein wenig angespannt nahm ich auf meinem Sitz platz. °Mist, ich führ' mich ja auf wie ein Teenie beim ersten Date.°, dachte ich und seufzte kaum hörbar.

Ich atmete einmal tief durch, bis die Kinowerbung erschien.
Schweigend saß ich da, wartend, bis der Film anfing.

Nach einer Weile fing der Film an. Er war wirklich nicht schlecht. Ab und an huschte mir sogar ein angedeutetes Lächeln über die Lippen.

"Der ist gut, was?", fragte ich nebenbei und lächelte schwach.
Ich mochte den Film irgendwie schon etwas.

Ich nickte leicht. "Ja, schon." Ich erwiderte sein Lächeln ein klein wenig, obwohl es mir ziemlich schwer fiel.
Nach einiger Zeit war der Film auch schon vorbei.

Die ganze Zeit hatte ich nur auf die Leinwand geschaut.
"Hm, der gefällt mir", sagte ich und erhob mich vom Sitz.

Ich stand ebenfalls auf. "Uhum." Als wir draußen vor dem Kino standen und ich mein Handy anschaltete, meldete es sich sofort mit einer neuen SMS. Sie war von meinen Eltern. °Oh nein, bitte nicht das, was ich denke.°, schoss es mir durch den Kopf. Doch wie der Zufall es wollte, trat genau das ein, was ich nicht gewollt hatte. "Verdammt...", murmelte ich.

"Was ist los?", fragte ich und schaute die abrupt an.

Ich seufzte leise. "Nun ja, meine Eltern sind sehr bekannte Geschäftsleute und wurden heute zu einem Geschäftsessen eingeladen. Sie werden erst sehr spät zu Hause sein. Das Problem ist, dass ich meinen Schlüssel vergessen habe und so nicht reinkomme."

"Hm", machte ich und schaute eine Weile zu Boden.
°Soll ich? .. Soll ich wirklich?°
"W-willst du.. mit zu mir?"

Ziemlich überrascht sah ich ihn an. "Ähm... Okay, danke." Ich wusste selbst nicht, warum ich mich dazu hinreißen ließ, mit ihm zu gehen, aber ich war mir sicher, dass er mir nicht 'gefährlich' werden würde.
Chester führte mich zu seinem Haus. Es erinnerte mich sehr an unsere Villa, denn es war genauso groß. Auch innen ähnelte es sehr meinem zu Hause. Als ich mich ein wenig umsah, fiel mir ein Prospekt auf. °Das ist doch so ein Projekt für... sexuell missbrauchte Kinder!°
Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich hatte irgendwann einmal gelesen, dass er in seiner Vergangenheit von einem Freund der Familie sexuell missbraucht worden war - genau wie ich. °Er hat das selbe durchmachen müssen wie ich...°, dachte ich betrübt. Plötzlich hatte ich eine Idee. Wenn er wusste, was ich fühlte, würde er mir vielleicht helfen können. Ein Versuch war es jedenfalls wert.
"Chester...", sagte ich leise, als ich zurück zu ihm ging. "Kann... kann ich vielleicht kurz mit dir reden?"

"Klar", meinte ich, und wunderte mich. Was wollte sie mir sagen?
Ich nahm auf einem Stuhl Platz, und bat sie, sich auch zu setzen.
"Was ist denn?"

Mit einem unguten Gefühl im Magen setzte ich mich auf dem von ihn angebotenen Stuhl. "Also, ich...", begann ich und blickte sofort auf meine Hände. "Ich... es geht darum, dass..." Ich wusste nicht so recht, wo ich anfangen sollte. Ich schluchzte leise und versuchte die aufkommenden Tränen zu unterdrücken, aber dies war kaum möglich.

"Hey, wein' doch nicht", meinte ich leise und legte eine Hand an ihren Arm.
"Was ist, sag' es mir ruhig."

Sofort zuckte ich zusammen und rutschte ein Stück von ihm weg. "Das ist es...", sagte ich leise. "Ich hasse es. Ich hasse diese ständigen Berührungen von anderen, diese Umarmungen, selbst dieses flüchtige aneinanderstoßen... Ich will das nicht. Es tut so weh, es erinnert mich an damals..."

"Scheiße, tut mir Leid", entschuldigte ich mich und merkte, dass ich genauso reagiert hätte.
"Ich habe nur gedacht, dass es bei anderen leuten nicht so schlimm ist. Eine Berührung. Ich wollte doch nur wieder normal mit anderen umgehen können", sagte ich so leise, dass ich fast flüsterte, und blickte dabei schuldig auf meine Hand.

"Es ist nicht deine Schuld.", erwiderte ich und schüttelte leicht den Kopf. "Du... du hast es ja nicht ahnen können. Ich... ich dachte nur... vielleicht kannst du mir helfen."

"Doch, doch, du kannst es mir erzählen", wandt ich ein und lächelte aufmunternd, wenn auch falsch.

"Danke...", erwiderte ich leise. "Also, wie gesagt... Meine Eltern sind sehr oft beruflich unterwegs. Damals, als ich 10 Jahre alt war, gaben sie mich immer zu einem Bekannten. Jedenfalls... Irgendwann begann er sich merkwürdig zu verhalten und dann... du... du weißt schon, er... er hat mich vergewaltigt."

Mein Herz schien für eine Sekunde stehenzubleiben.
"Ohje", hauchte ich, außerstande, etwas richtiges zu sagen.
"Das.. tut mir so Leid", meinte ich dann.
"Wie.. wie du sicher weißt.. ist mir das.. auch passiert", flüsterte ich.

"Ich weiß...", erwiderte ich leise und sah ihn dann an. Inzwischen liefen mir die Tränen in Strömen über die Wangen. "Ich weiß nicht, was ich noch tun soll! Am Liebsten würde ich mich irgendwo verstecken und nie wieder rauskommen... Ich hab' so Angst, dass noch einmal soetwas passiert..."

"Du musst keine Angst haben.. der.. der wird dir nie mehr etwas antun", versuchte ich sie zu trösten, doch in diesem Moment wühlte ich damit nur meine ganzen eigenen Erinnerungen auf.
°Verdammt..°

"Das... das sagt sich so leicht. Du bist der Einzige, der davon weiß... Demi speißt alles damit ab, dass ich so schüchtern bin... Und der, der mich vergewaltigt hat, ist immer noch auf freiem Fuß...", sagte ich leise.