The Sweet Escape

Ich wäre beinahe aus allen Wolken gefallen. Dieses plötzliche Angebot hatte mehr als überrascht. "I-ist das wirklich dein Ernst?", fragte ich, noch immer vollkommen verwirrt.

"Eh.. ja!", erwiderte ich und wollte nicht mehr darüber Nachdenken, ob es nun eine gute oder eine schlechte Entscheidung gewesen war.
"Ich kann dich doch nicht einfach so hängen lassen", erklärte ich dann und brachte ein schwaches Lächeln zustande. Immerhin hatte ich nun eine Mitbewohnerin.

"Danke!", erwiderte ich. Auch, wenn ich nicht lächelte, konnte mir man dennoch ansehen, dass ich ziemlich erleichtert und glücklich war. "Ich... ich weiß gar nicht wie ich das wieder gutmachen soll."

"Oh, oh, nein! Musst du nicht!", widersprach ich rasch und schaute ihr dann tief in die Augen.
"Ich mag dich, Rike", sagte ich leise. "Du bist wirklich toll. Anders als die.. anderen."

Meine Wangen färbten sich sofort rot. So etwas hatte noch nie jemand zu mir gesagt, nicht einmal Ryder oder jemand anderes, dem ich sehr nahe stand. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, und erwiderte stattdessen seinen Blick.

Abrupt wurde ich verlegen.
Ich schaute erneut auf die Tischplatte, sagte aber nichts.

Ich hob eine Augenbraue und atmete dann tief durch. Sollte ich es einfach mal wagen? Zu verlieren hatte ich viel, immerhin wollte er mich bei sich aufnehmen. Allerdings mochte er mich, was eigentlich bedeutete, dass er vielleicht doch damit kein Problem damit haben würde. "Chester...", sagte ich leise. "Darf... darf ich vielleicht einmal etwas ausprobieren?"

"Ehm.. okay", meinte ich leise und verunsichert.
"Was.. ist?"

"Bitte sei jetzt nicht sauer auf mich, ich will nur wissen, was passiert, wenn..." Ich schluckte die letzten Worte herunter. Als Chester aufsah, nahm ich all meinen Mut zusammen. Erneut sah ich ihm in die Augen, näherte mich dann seinem Gesicht und legte schließlich meine Lippen schüchtern auf seine.

Verwundert, aber regungslos blickte ich sie an.
Schließlich fand ich es doch nicht besonders schlimm, nein, es fühlte sich gut an. Seit langem wieder.
Also erwiderte ich den Kuss vorsichtig, aber vielsagend.

Mein Herz begann zu rasen. Schon lange hatte ich nicht mehr dieses Gefühl von Geborgenheit gehabt. Auch, wenn ich noch immer sehr scheu war, so hatte ich keine Angst vor Chester oder dem Kuss. Ganz im Gegenteil, ich wollte nicht, dass wir uns so schnell voneinander lösten.

Langsam aber sicher fing der Kuss an, mir wirklich zu gefallen.
Ich verspürte das gefühl von menschlicher Wärme, und merkte in diesem Moment erst, wie sehr mir diese gefehlt hatte.

Nach einer Weile wurde ich erneut etwas mutiger. Wie von selbst wanderten meine Hände über einen Rücken zu seinem Nacken. Ich zog ihn etwas näher zu mir heran um so den Kuss zu intensivieren.

Ich strich sanft über ihren Rücken, ließ meine Hände dann in ihrem Haar verweilen.
Plötzlich kam so ein unglaublich schönes Gefühl in mir auf, als hätte ich mich verliebt.

Ich brauchte einen Moment, bis ich mich an seine Berührungen gewöhnte, empfand sie jedoch schließlich nicht als unangenehm. Eine Weile verharrten wir so, bis ich mich von ihm löste. "Wow...", flüsterte ich.

"Ja", hauchte ich, und spürte, wie sich das Kribbeln langsam legte, jedoch verschwand es nicht.

Ein wenig schüchtern sah ich zu Boden. "Tut mir Leid, wenn ich dich damit ein wenig überfallen habe, nur... Ich wollte wissen, wie es sich anfühlt, wieder mal jemandem nahe zu sein. Und..." Ich sah ihn an. Meine Augen glänzten leicht. "Es ist merkwürdig... Wäre jemand anders an deiner Stelle gewesen, hätte ich das nie getan. Irgendwie vertraue ich dir ziemlich. Auch, wenn ich dich kaum kenne."

"Oh", antwortete ich. "Aber.. bei mir ist das.. genauso.. Du sprichst mir aus der Seele", sagte ich ehrlich.

Zum ersten Mal seit vielen, sehr vielen Jahren bildete sich ein ehrliches, allerdings schwaches Lächeln auf meinen Lippen. Ich sah auf, sah ihm erneut direkt in die Augen. "Tja... Auch, wenn ich an solche Sachen eigentlich nicht glaube: Vielleicht war es ja Schicksal oder sowas."

"Ja.. vielleicht", erwiderte ich, doch plötzlich war ich mit den Gedanken woanders.
Und zwar bei meiner Frau, Talinda. Wir hatten einen Sohn zusammen, und ich war drauf und dran, meine Familie zu hintergehen. Vielleicht hatte ich dies ja schon.

Als ich merkte, dass Chester plötzlich ziemlich unsicher wurde, stubste ich ihn leicht an. "Alles in Ordnung?", fragte ich. Hatte ich ihn wohl doch damit etwas überfordert?

"Verdammt", fluchte ich leise in mich hinein.
°Das geht so nicht..°
"Tut mir Leid, ich.. kann nicht so weit gehen. Es ist nicht deine Schuld. Es tut mir wirklich Leid", sagte ich gefrustet und mit kalter Stimme und begab mich aufs Sofa.

Ich musterte ihn verwirrt, sagte aber nichts. Stattdessen blickte ich zu Boden. Ich hatte wohl wirklich etwas falsch gemacht. "Ich... ich glaube ich schlafe besser wo anders."

"Du.. kannst bleiben.. aber.. ich schlafe auf dem Sofa.", sagte ich traurig und seufzte schwer.
Was hatte ich nur angerichtet.

Ich schüttelte leicht den Kopf. "Ist schon okay..." Ich ging langsam auf die Wohnungstüre zu. "Wenn irgendwas ist... du weißt ja, wo du mich findest."