The Sweet Escape

"Ehm.. warum bist du gestern so eilig verschwunden?", platzte es dann aus mir heraus, als sie fertig war.

Ich zuckte leicht zusammen. Demi hatte ihm also erzählt, dass ich hier arbeitete. Und er konnte sich tatsächlich an mich erinnern! Für einen Moment war ich ziemlich glücklich, aber dann erinnerte ich mich daran, dass er sich eh nicht weiter für mich interessieren würde. Er war immerhin ein Rockstar und ich nur ein einfaches Mädchen. "Oh, na ja...", erwiderte ich. "Ähm... Mir ging es nicht so gut.", log ich.

"Oh, das tut mir Leid, was war denn?", fragte ich und wollte es wirklich wissen.
Jeder andere Fan hätte sich mir schon an den Hals geworfen.

"Mir... war schlecht... und so.", erwiderte ich kurz, auch wenn dies wohl nicht sehr glaubwürdig klang. Deshalb versuchte ich das Thema zu wechseln. "Möchtest du etwas trinken?", fragte ich.

"Eh, ja, gerne. Einen normalen Kaffee, bitte", meinte ich einfallslos.

"Okay." Ich beeilte mich seiner Bestellung nachzukommen, machte schnell seinen Kaffee und blickte anschließend auf meine zitternden Hände. Warum war ich nur so aufgeregt?
Erneut ging die Türe des Ladens auf und eine mir sehr bekannte Person trat ein. Es war Ryder. Eigentlich hieß er Adam, Ryder war seiner Meinung nach aber viel cooler. Er war eine Art Scheinfreund. Nachdem Demi damit begonnen hatte, mir laufend Typen auf den Hals zu hetzen, die meine potenziellen Liebhaber sein sollten, hatte ich so lange den Macho Ryder 'umgarnt', bis er mir schließlich gestanden hatte, er hätte sich in mich verliebt. Ich hatte mich dazu durchgerungen, mir seine Umarmungen und Küsschen gefallen zu lassen, doch zu mehr hatte ich mich nicht hingerissen. Doch das schien ihm nichts auszumachen. Ich wusste, dass er sich seinen Spaß wo anders holte, aber das war mir egal. Irgendwie war es ja meine eigene Schuld.
Lächelnd ging er auf mich zu, beugte sich über die Theke und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, dass er Lippenstift an seinem T-Shirt-Kragen hatte. Er war schon wieder bei einer anderen gewesen. "Hey Süße, wie geht's?", fragte er grinsend.

Abrupt wandte ich den Kopf in Richtung Theke, und verschluckte mich fast am eigenen Speichel.
°Was ist das denn für einer?°, dachte ich halb belustigt, halb aufgebracht, und beobachtete diesen Kerl unauffällig.

"Hi, ganz gut.", erwiderte ich knapp. "Sehr schön, sehr schön. Sag' mal, haste' was dagegen, wenn ich heute mit meinen Kumpels einen drauf mache und dafür Kino ausfallen lasse? Du kannst ja auch alleine gehen, ne?", fragte er. Ich unterdrückte ein Seufzen. Das war ja klar gewesen. "Ja, kein Problem.", sagte ich und schenkte ihm ein falsches Lächeln.

°Trottel°, dachte ich, und hatte mich eher für die Belustigung als für die Aufgebrachtheit entschieden.
°Er hat einen Knutschfleck..°, fiel mir auf. °Von ihr..? Nee, oder!?°, fragte ich mich verwirrt.

"Danke, Süße! Ich muss dann auch mal los, vorglühen. Bye!" Damit drehte er sich um und verließ das Café. Ein wenig enttäuscht sah ich ihm nach. Obwohl ich ihn nicht liebte, tat es dennoch immer weh, zu wissen, dass er wieder was mit einer anderen haben würde.

Sofort ging ich auf das Mädchen zu.
"Uff, was war das denn für einer?", fragte ich und schaute sie mitfühlend an.

"Mein... Freund.", erwiderte ich, doch ich war mir sicher, dass ich nicht wirklich ehrlich dabei klang.

"Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?", meinte ich und lachte ungläubig. "Als ob!"

"Das ist aber so.", erwiderte ich beleidigt. "Außerdem, das geht dich doch sowieso nichts an.", versuchte ich ihn abzuwimmeln.

"Schon.. klar", meinte ich.
"Sag' mal, wie heißt du eigentlich?", fragte ich dann neugierig.

"Rike.", erwiderte ich und blickte erneut auf meine Hände. Ich hasste es von mir selbst erzählen zu müssen. "Rike Kennedy. Und du bist Chester Bennington, richtig?"

"So ist es", meinte ich und lächelte freundlich.
"Der Kaffee war echt gut", sagte ich und schaute sie an. Sie war wirklich schön, musste ich zugeben.

"Freut mich.", antwortete ich und sah auf die Uhr. "Na toll, hoffentlich finde ich noch jemanden, der mit mir ins Kino geht...", murmelte ich.

"Mich?", platzte es sofort aus mir heraus, ohne dass ich nachdenken konte.
Oh Gott, das war doch etwas zu voreilig gewesen.

Vollkommen verwirrt sah ich ihn an. Warum eigentlich nicht? Ich zuckte mit den Schultern. Vielleicht würde es sogar ganz interessant werden. "Ähm, wenn du möchtest.", erwiderte ich. "Okay."

"Toll", erwiderte ich und zuckte mit den Schultern. °Kann ja ganz nett werden°, dachte ich mir, war aber immernoch verwundert über meine spontane Reaktion.

"Also.", sagte ich. "Welchen Film hast du dir denn vorgestellt? Vielleicht 'District 9', dieser Ballerfilm mit den Aliens, oder lieber 'G-Force', ein Film mit Agenten-Meerschweinchen?", leierte ich ein wenig desinteressiert das Kinoprogramm herunter. Natürlich hatte mich Ryder in den Ballerfilm schleppen wollen. Er stand auf solche Sachen, wie fast alle Kerle. Ich jedoch fand solche Filme manchmal ziemlich langweilig.

"Hmmm..", machte ich langgezogen.
"Wie wär's mit.. G-Force?", schlug ich dann spontan vor und musterte das Plakat dieses Filmes.

"Okay.", erwiderte ich. Wir unterhielten uns für die restliche Zeit, wobei Chester deutlich mehr sprach als ich. Ich redete nicht sehr gerne, sondern verlor mich lieber in meinen eigenen Gedanken. Schließlich kamen meine beiden Kollegen zurück, ich verabschiedete mich von ihnen und machte mich mit Chester auf dem Weg zum Kino.

"Das.. wird sicher ein Spaß", sagte ich, plötzlich ganz unsicher.