The Sweet Escape

Bang. Seine Worte waren wie ein Schlag ins Gesicht für mich. Ich spürte, dass es nicht mehr viel benötigte, bis meine Gesichtszüge vollkommen entgleisten. Ich atmete tief durch um meine Fassung zu bewahren und so unnahbar wie immer zu wirken, doch mein Blick verriet mir, dass dies nicht mehr so war. Als hätte er einen Nerv getroffen, der für das Zusammenhalten meiner Gefühle verantwortlich war, wirbelte alles in meinem Kopf umher. Die Tatsache, dass er verheiratet war und dennoch Gefühle zu mir entwickelt hatte, brachten mich um den Verstand.
Ich brachte nur ein leises "Ähm... Okay." heraus. Zu mehr war ich nicht instande.

Ich atmete unregelmäßig. Ich hätte es nicht sagen sollen!
Aber ich musste es doch!
Es war so eine grausame Zwickmühle, und ich war darin gefangen..

"Und... und jetzt?", fragte ich nach einer Weile.
"Ich meine... Was sollen wir jetzt machen? Ich will zwischen dir und deiner Frau nichts kaputt machen. Und außerdem kann ich dir nicht das geben, was sie dir geben kann."

"Ich.. ich weiß es nicht. Hör' mal, ich will dich nicht verletzen, ich bin einfach nur zu weit gegangen, und deshalb musste ich dir das heute einfach sagen.", erklärte ich mit brüchiger Stimme und schaute Rike ernst an.

"Nein, nein.", erwiderte ich eilig. "Ich hätte dich nicht küssen sollen. Ich... ich wusste ja nicht, was das auslöst." Ich seufzte leise. "Ich möchte dich nicht in dein Leben einmischen... Nur... Ich will dich auch nicht verlieren."

"Ich dich auch nicht", wisperte ich, und hatte in diesem Moment das starke Bedürfnis, ihre Lippen auf meinen zu spüren.
Doch es ging einfach nicht.

"Vielleicht sollten wir erst mal eine Weile keinen Kontakt haben.", sagte ich schließlich, auch, wenn es mir sehr wehtat. "Das wäre das beste..."

"Meinst du das wirklich?", fragte ich.
"Keinen Kontakt mehr?"

Ich überlegte einige Zeit, schüttelte dann leicht den Kopf und seufzte erneut. "Eigentlich nicht, nein, aber... Was sollen wir sonst machen?"

"Weiß ich nicht. Das ist ja das Problem.", gab ich zu.

Ich nickte. Dann fiel mir etwas ein. "Ich... ich habe eine Idee. Meine Eltern haben in Montana ein kleines Ferienhaus. Wie wär's wenn wir dort eine Woche... Na ja, Urlaub machen würden? Und dort denken wir weiter, was wir dann machen."

"Oh, ehm.." Irgendwie war ich etwas überrumpelt von der Idee, aber warum nicht?
"Nagut."

"Gut.", erwiderte ich und stand auf. Ein schwaches Lächeln, wie das von gestern Abend, legte sich auf meine Lippen. "Dann treffen wir uns in einer Stunde mit gepackten Sachen wieder hier, okay?"

"Alles klar", willigte ich knapp und ernst ein.
Dann nickte ich ihr zum Abschied zu und machte mich auf den Nachhauseweg.
Dort angekommen, war Talinda immernoch bei der Arbeit.
Schweren herzens griff ich mir einen Post-it und einen Stift, und schrieb, dass ich weg sein würde.
Sie solle sich keine Sorgen machen, ich bräuchte nur eine einwöchige Pause vom Alltagsstress.
Tatsächlich klebte ich den Zettel gut sichtbar an die Wand, packte meine Sachen, und verließ das Haus.

Zu Hause packte ich eilig meine Sachen. Als ich das Haus verlassen wollte, hielt meine Mutter mich auf. "Wo willst du denn hin?", fragte sie und deutete auf den Trolley, den ich hinter mir her zog. "Ich... ich bin ein paar Tage bei Kathi, wir müssen proben. Die Band... Du weißt schon. Also, bis dann." Ich drückte ihr einen Kuss auf die Wange und verließ das Haus.

Beim Park angekommen stand ich am Wegesrand und hielt Ausschau nach Rike.
°Wo bleibt sie nur.°, dachte ich angespannt und war mir gar nicht mehr so sicher, ob ich mitkommen sollte.
"Ich zieh' das jetzt durch", sagte ich mir selber leise.

Nach einer Weile kam ich schließlich im Park an. "Tut mir Leid für die Verspätung.", sagte ich, als ich bei Chester ankam. "Meine Mutter hat mich etwas aufgehalten."

"Nicht so schlimm", meinte ich und zuckte mit den Schultern.
"Also, ich bin bereit.", sagte ich dann, wenn auch etwas zweifelhaft.

Ich nickte. "Ich auch. In der Nähe von hier ist ein Bahnhof, der Zug sollte bald da sein."

"Ok", erwiderte ich, griff meine Tasche und wir amchten uns gemeinsam auf den Weg.
Mit jedem Schritt schlug mein Herz schneller, ich wurde immer aufgeregter.

"Bist du dir wirklich sicher, dass du das durchziehen willst?", fragte ich, als wir am Bahnhof angekommen waren und auf den Zug warteten. Ich spürte Chesters Unsicherheit deutlich.

"Ja, natürlich", antwortete ich rasch.

Ich nickte. "Dann ist gut." Nach einer Weile kam der Zug. Wir suchten uns ein leeres Abteil. Ich setzte mich ans Fenster und sah gedankenverloren nach draußen.

Ich setzte mich Rike gegenüber, schaute sie aber nicht an.
Ich blickte ebenfalls aus dem Fenster und beobachtete die vorbeifliegende Landschaft.

Nach einer Weile räusperte ich mich. "Wie lange bist du denn eigentlich schon verheiratet?", fragte ich leise.