Mitternachtskuss

"Die gibt es nicht", zischte ich durch zusammengebissene Zähne.
°Alles für die Ehre, jaja°, dachte ich wütend und bereute die Entscheidung fast.
"Göre", hauchte ich und ging an Gwendolyn vorbei.

"Idiot.", murmelte ich und folgte ihm dann langsam. Nein, eine andere Wahl hatte ich wirklich nicht.
Gram nickte mir zuversichtlich zu und drehte sich um. Ehe ich mich versah, war er bereits aus meinem Blickfeld verschwunden.
°Na das kann ja heiter werden...°

Ohne Gwendolyn weiter zu beachten, ging ich vorwärts, meine Bande schnellen Schrittes hinter mir und danach folgte sie.
"Los, schneller, bevor die Nebel zurückkommen", befahl ich und rannte blitzschnell los.
"Kannst du mithalten?", rief ich Gwendolyn spöttisch zu.

Ich warf ihm nur einen finsteren Blick zu und erwiderte nichts.
Trotzdem musste ich zugeben, dass ich langsam außer Atem kam.
Nach einiger Zeit, in der wir durch einen dunklen Wald gelaufen waren, waren die anderen mir schon weit voraus.
Ich seufzte und wollte weiterrennen, als plötzlich der Boden unter mir nachgab. "Verdammt!"
Ich verlor den Halt unter den Füßen und fiel einen Abhang hinunter und kam unsanft mit dem Kopf gegen einen Felsen, ehe ich liegenblieb. "Autsch... Mist...", murmelte ich und versuchte mich aufzurichten, als mir plötzlich etwas einfiel. °Verdammt, ich besitze doch noch mein Blut, weil ich zur Hälfte Hexe bin! Jetzt habe ich echt ein Problem...°

Urplötzlich meldete sich meine brennende Kehle wieder.
Alle von uns wurden augenblicklich unruhig.
Ich wirbelte herum.
"Blut", fauchte ich und winkte allesamt hinter mir her, bis wir schließlich am Ende der Geruchsspur Gwendolyn fanden.
"Halbling!", knurrte ich, schier blind vor Durst, und stürzte mich auf sie.
Alle kamen mir hinterher.

"Oh... ohje...", murmelte ich und wich zurück.
Mir war ziemlich schwindelig und mein Körper protestierte mit Schmerzen, aber trotzdem versuchte ich mich zu bewegen.
"H-hey, ich bin doch auch eine von euch... Zumindest zum Teil!", versuchte ich mich zu retten.

Ich konnte nicht mehr klar denken.
So lange hatte ich gewartet, und jetzt schnitt mir der scharfe Geruch des Hexenblutes in die Kehle.
Wild drückte ich Gwendolyn zu Boden und knurrte.
Ich schaute sie eindringlich an und beugte mich hinab zu ihrer klaffenden Wunde.

Ich zitterte am ganzen Körper, unfähig, mich weiter zu bewegen.
Ich war wie versteinert.
"I-ich will noch nicht sterben...", wimmerte ich und schloss die Augen.

Ich legte meine Lippen auf die Stelle, bereit, es zu tun.
Doch es gefiel mir nicht.
Mir wurde klar, dass es Hexenblut war.
Nicht der Durst brannte sich in mich ein, sondern der Gestank, den ich dabei wahrnahm, während dieses sonderbare Blut troff.
Ich war nur zu blind gewesen.
Ruckartig stieß ich Gwendolyn zurück und sprang ebenfalls eine meter zurück.
"Das kann doch nicht wahr sein", fauchte ich.
Die anderen waren ebenfalls zurückgewichen; sie hatten verstanden.

Noch immer wie erstarrt vor Angst blickte ich in die Runde.
Dann stand ich auf, wenn auch auf ziemlich wackligen Beinen, drehte mich um und rannte los.
Ich wollte weg, einfach nur weg.
Selbst, wenn ich so den merkwürdigen Nebelwesen eine gute Angriffsfläche bot, wollte ich einfach nur weg von den Vampiren.
°Ich will nach Hause...°, dachte ich und schluckte meine Tränen herunter.

Hastig eilte ich ihr hinterher.
Aber nicht des Blutes wegen, sondern weil ich mich verantwortlich für sie fühlte.
"Hey, warte doch!"

"Lass' mich in Ruhe!", erwiderte ich, jedoch weit nicht so selbstbewusst wie zu Beginn unserer Reise.
Ich stolperte, fiel erneut hin, richtete mich aber sofort wieder auf um weiterzulaufen.
Mir war bewusst, dass er mich einholen würde, aber trotzdem wollte ich nicht einfach stehen bleiben.

In Windeseile hatte ich sie erreicht und packte sie an der Schulter.
"Du kommst mit uns, ist das klar? Hättest dir doch denken können, dass es mit Vampiren nicht leicht ist. ... Wenn man selbst keiner ist", fügte ich kalt hinzu.

Ich trat einen Schritt zurück. "Und wenn ich das nicht will?!", erwiderte ich und spürte, wie mir nun doch die ersten Tränen über die Wangen liefen. "Ich habe keine Lust darauf, irgendeinen Krieg zu beenden, an dem ich gar nicht beteiligt bin! Ich will einfach nur nach Hause!"

"Du musst es aber tun", grummelte ich. "Umringt von Menschen sein, ist das dein Schicksal?", fragte ich abschätzend und schüttelte den Kopf.

"Und wenn das so ist? Ich habe mein ganzes Leben so verbracht und war glücklich! Und jetzt bin ich hier, werde zwei Mal fast getötet und muss mich dann noch mit so... Wesen wie dir rumschlagen.", zischte ich und drehte mich um. "Versuch' mich doch davon abzuhalten, aber ich finde schon einen Weg, wie ich nach Hause komme."

Kräftig packte ich sie am Arm.
"Ich werde dich schon hierbehalten, egal wie", raunzte ich.

Ich funkelte ihn wütend an.
"Ich werd' dir das nie verzeihen.", zischte ich.

"Wie auch immer", meinte ich gespielt gleichgültig und zog sie unsanft hinter mit her.
"Komm gefälligst"

Ich versuchte mich gar nicht erst zu wehren, da ich wusste, dass ich eh keine Chance hätte. Niedergeschlagen trottete ich hinter ihm her. Nach einer Weile ließ er mich los und ich durfte die Gruppe anführen. Schließlich wusste nur ich genau, wo ich hinmusste. Als wir bei einer Weggabelung ankamen, stoppte ich, denn plötzlich hörte ich das Geräusch von Pferden - und den Rufen von Menschen. °Verdammt!°, dachte ich panisch. °Diese Menschen müssen schnell hier weg, sonst...° Nicht weit von uns entfernt preschte plötzlich ein schneeweißes Pferd vorbei, gefolgt von drei schwarzen Pferden, auf denen jeweils ein Mann saß. °Oh, oh...°

"Hey", brüllte ich und lief auf die Pferde zu.
Doch diese rannten weiter.
"Los hinterher!", befahl ich und folgte ihnen blitzschnell.

Unsicher blieb ich stehen. Die Männer hielten ihre Pferde an - ein fataler Fehler für sie. Auch das weiße Pferd blieb stehen. Ich musterte es einen Moment, ehe ich begriff, was mir da gegenüberstand. °Das... das ist doch...° Es schien gemerkt zu haben, dass ich begriffen hatte, was es war, denn es lief augenblicklich los. "Hey, warte!", rief ich und rannte ebenfalls los, hinter dem weißen Pferd hinterher.

Ich blieb abrupt stehen.
"halbling, wohin?", rief ich verwirrt und wirbelte herum.
°Was ist los?°

Ich reagierte gar nicht auf Vincent, sondern rannte weiter. "Bitte, bleib' doch mal stehen!" Endlich stoppte das Pferd und sah mich aufmerksam an. "Ich... ich weiß, dass du kein einfaches Pferd bist. Du bist ein Einhorn, oder?" Erneut wollte das Pferd loslaufen. "Hey, ich will dir nichts tun!", sagte ich schnell.

Aufgewühlt blickte ich in die Runde.
"Was ist hier los?"
Die anderen Vampire zuckten mit den Schultern.
Plötzlich überraschten die Menschen und mit einem spontane Angriff, da wir wohlg erade abgelenkt gewesen waren, doch sie waren uns reichlich unterlegen.
Schnell erledigten wir sie.
"Leute? Ich glaube, es ist Zeit, endlich zu trinken!", rief ich und bohrte meine Zähne gierig in einen der Leute rein, und die anderen Vampire taten es mir nach.