Mitternachtskuss

"Anders?", fragte ich und schmunzelte.
"Na, davon möchte ich mich aber selbst einmal überzeugen.", grinste ich.

"Tu das", meinte ich und schaute ihr tief in die Augen.
"EIn Monster bin ich nur, wenn es sein muss. Oder wenn ich es will."

Ich nickte leicht und legte dann meine Arme in seinen Nacken.
Schließlich legte ich sanft meine Lippen auf seine und wartete darauf, wie er reagieren würde.

Vorsichtig erwiderte ich es.
Viel Erfahrung mit Zärtlichkeit hatte ich nie gemacht, doch ich dachte, ich könnte es.

Sanft strich ich ihm über seinen Rücken.
Ich hatte ein wenig das Gefühl, dass Vincent noch nicht so erfahren war, im Gegensatz zu mir.
Kurz vor meinem 16. Geburstag hatte ich mein Leben eher ungehalten gelebt, sodass ich doch ein wenig mehr wusste als die meisten in meinem Alter.

Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich mich schwächer als alle anderen, wenn auch nur psychisch, da ich natürlich jederzeit in der Lage wäre, zu töten.
Doch in diesem Augenblick war ich ihr einfach nur unterlegen.

"Hey...", wisperte ich in sein Ohr.
"Kann es sein, dass du ein wenig unsicher bist?", fragte ich.
Ein triumphierendes Grinsen breitete sich auf meinen Lippen aus.

Einen Moment lang sagte ich nichts.
Doch ich musste es mir eingestehen. "Jaah", presste ich nur heraus.
"hast Recht."

Ich kicherte. Ha, endlich war ich ihm einmal überlegen.
Ich drückte ihm einen weiteren Kuss auf die Lippen.
"Tja...", wisperte ich, "jetzt ist der Halbling mal etwas überlegener."

"In einer Sache. Ist nur fair", erwiderte ich und vergrub meine Hände in ihrem haar.

Ich grinste. "Okay, darauf können wir uns einigen."
Erneut verwickelte ich ihn in einen Kuss, jedoch in einen viel innigeren als zuvor.
Für einen Moment kam mir der Gedanke auf, ich würde Vincent damit ein wenig überforden, doch diesen verwarf ich sogleich wieder.
Er würde wahrscheinlich nie seine ganze Fassade verlieren.

Willig nahm ich an, dass sie diese Situation anführte.
Sobald der nächste Tag gekommen war, hatte ich eine neue Erfahrung gemacht, was Liebe anging.

Irgendwann löste ich mich von ihm. Sanft drückte ich ihm noch einen Kuss auf die Stirn, dann stand ich auf und bemerkte, dass das Unwetter vorbei war. "Ich glaube wir sollten los.", sagte ich lächelnd.

"Okay", erwiderte ich und nickte zustimmend.
Ich stand auf und ging zum Höhleneingang.
Mit einem Blick gen Himmel stellte ich fest, dass die Sonne wieder zum Vorschein kam.

Ich lächelte zufrieden. "Na dann mal los." Ich ging den Pfad hinab und sah zum Himmel.
Vielleicht würde es doch noch ein schöner Tag werden.
"Weißt du eigentlich, wie die nächste Stadt heißt?", fragte ich, ohne mich umzudrehen.
"Ich hab' mir den Namen nämlich nicht gemerkt.", gab ich zu.

"Wir kommen bald in Darvion an, meine ich", sagte ich überzeugt und nickte dann um mich nochmal sicherzustellen.
"Dort kannst du auch etwas essen, wenn du wilslt."

Ich nickte lächelnd. "Ja, ich glaube, das wäre nicht schlecht."
Dann überlegte ich kurz. "Hm, wir können uns dort noch ein Zimmer nehmen. Es wird bald dunkel und ich möchte nicht unbedingt draußen sein, wenn irgendwelche Wesen herumstreunen..."

"Ja, stimmt", erwiderte ich und merkte auch schon Stein unter meinen Füßen.
"Da wären wir."

Neugierig sah ich mich um. Wir befanden uns in einer relativ kleinen Stadt. Einige Menschen tummelten sich auf den Straßen. °Ich hoffe ja nicht, Vincent kommt auf dumme Gedanken.° Wir gingen eine Weile weiter, bis ich vor einem kleinen Hotel stehen blieb. "Wie wäre es hiermit?", fragte ich.

Ich hustete leise. °Es muss ja sein..°
"Ein Hotel, na gut, get ja nicht anders", antwortete ich murrend und wir gingen in dieses hinein.
Es war klein und unbequem.
Die Rolläden an den Fenstern waren zur Hälfte heruntergelassen, wenn auch schief.
Die Wände waren in einem schlichten weiß gehalten, welches mit einigen grauen Dreckflecken "verziert" war.
Das Personal an der Rezeption sah weniger einladend aus.
Angewidert blickte ich mich um. "Nun gut."

Ich seufzte leise und zuckte mit den Schultern.
"He, ich brauche meinen Schlaf. Du kannst ja Nachts jagen gehen oder so...", erwiderte ich.
Nachdem ich ein Zweibettzimmer bestellt und dieses mit dem Geld, welches mir Gram vor Beginn meiner Reise gegeben hatte, bezahlt hatte, gingen wir in ein winziges Zimmer
Es war ziemlich unsauber, über all sammelte sich Staub und andere Unreinheiten.
Die Betten schienen unbequem und hart.
Ich seufzte und setzte mich auf mein Bett.
"Na ja, wenigstens etwas...", sagte ich leise.

Zu beginn der Nacht jagte ich tatsächlich durch den Wald und machte mich satt.
Später wurde mir buchstäblich langweilig und ich ging gemächlich zurück zum Hotel.
Ich trat ein und ging in Gwendolyn und mein gemeinsames Zimmer und setzte mich auf einen alten klapprigen Holzstuhl.
Als ich sie so beim Schlafen beobachtete, beneidete ich sie auf eine gewisse Art.
So eine Ruhe fand ich nämlich nie.

Müde kuschelte ich mich etwas in die dünne Decke.
Sie hielt mich kaum warm, weshalb ich bei einem Windstoß, der durch die Ritzen des undichten Fensters drang, leicht zitterte.
Dennoch hatte sich ein zufriedenes Lächeln auf meine Lippen gelegt.
Ich träumte von meiner Familie und meinen Freunden, die ich ziemlich vermisste.
Plötzlich spürte ich, dass mich jemand beobachtete.
Ich blinzelte und öffnete die Augen.
Vincent saß auf einem kleinen Stuhl und schien mich seit geraumer Zeit zu beobachten.
"Hey...", sagte ich leise.

"Hey, ich woltle dich nicht wecken", murmelte ich beschämt und wendete meinen Blick aus dem Fenster.

Ich lächelte leicht und richtete mich auf.
"Ist schon okay, ich konnte sowieso nicht so gut schlafen... Das Bett hier ist echt grauenhaft."
Ich seufzte und rieb mir die Augen.
"Du hast es gut. Du kannst den ganzen wach bleiben, ohne müde zu werden, und ich halte kaum länger als 20 Stunden durch..."