Mitternachtskuss

"Bevor ich nach Avalon kam, hab' ich eine Karte auswendig gelernt, die Gram mir gegeben hat. Wir müssen schon ein paar Tage gehen, meist durch Wälder und ein paar kleine Städte.", informierte ich ihn. "Ich denke mal, in 4 oder 5 Tagen sind wir da."

"Oh, hätte ich mir ja denken können", antwortete ich und grinste.
"Was willst du eigentlich essen?"

Ich zuckte mit den Schultern. "Hm, weiß nicht. Also, mit Blut kann ich wirklich nicht viel anfangen.", erwiderte ich und musste dabei grinsen. "Irgendwas wird sich schon finden. Sag' mal, musst du eigentlich schlafen? Ich kenn' mich mit Vampirgewohnheiten ja nicht so gut aus...", gab ich zu.

"Hm. Nein. Ich kann. Muss aber nicht", erklärte ich mehr oder weniger stolz und grinste vor mich hin.
"Das heißt, wenn ich wichtigeres zutun habe, zum Beispiel dich zu begleiten, ist der Schlaf Nebensache, der kann gerne ausbleiben."

Ich hob eine Augenbraue und musste schmunzeln. "Oh, da fühle ich mich ja geehrt. Du findest diese Reise wichtiger als wertvollen Schlaf? Das freut mich aber.", meinte ich grinsend.

Ich lachte kurz. "Ja, klar, ich habe Schlaf gar nicht nötig"

"Ich schon.", sagte ich und zuckte mit den Schultern. "Hexengene halt." Ich seufzte. "Hoffentlich kann ich irgendeine meiner Fähigkeiten irgendwann mal einsetzen... So bin ich im Kampf vielleicht ein wenig nützlich."

"Ich bin sicher, dass du noch etwas an dir entdecken wirst", ermutigte ich sie freundlich und wir liefen weiter geradeaus.
"Morgens ist es gar nicht so gefährlich, also verglichen mit den anderen Tageszeiten, musst du wissen."

Ich nickte. "Gut... Hoffentlich treffen wir nicht wieder auf ein solches Monster wie das von gestern.", seufzte ich. Nein, Lust auf weitere Verletzungen hatte ich nun wirklich nicht.

"Nein, bloß nicht, das können wir jetzt am wenigsten gebrauchen. Solch primitives Gesindel", meinte ich abschätzig.
"Kann ja spaßig werden, die ganze Zeit nur zu laufen", seufzte ich.

Ich nickte. "Tut mir Leid, dass ich so langsam bin...", seufzte ich. "Ich wäre auch gerne etwas schneller. Dann würden wir auch nicht 5 Tage brauchen, sondern vielleicht nur zwei oder drei.", rechnete ich mir aus.

Ein Funken blitzte in meinen Augen auf.
"Weißt du was?", sagte ich und packte Gwendolyn blitzschnell und trug sie in den Armen.
Dann rannte ich los.

Ziemlich überrascht zuckte ich zusammen. Meine Wangen verfärbten sich leicht rot. °Aber wieso?°, wunderte ich mich und hätte fast den Kopf über meine Reaktion geschüttelt. °Merkwürdig...° Trotzdem musste ich lächeln. "Gar keine schlechte Idee.", sagte ich.

Ich lief so schnell wie ich konnte, und der Wald rauschte nur so an uns vorbei.
"Und, bequem?"

Ich schmunzelte und nickte. "Ja, doch... Könnte mich dran gewöhnen.", erwiderte ich.

Ich musste lächeln. "Gut."
Stundenlang liefen wir nur geradeaus, und der Wind fing langsam an, stärker zu werden.
"Ich denke, es zieht ein Sturm auf", bemerkte ich.

"Ich glaub', wir sollten besser irgendwo Pause machen.", meinte ich und sah mich um. "Dahinten ist eine Höhle, wie wär's damit?", fragte ich und deutete auf einem Berg nicht weit von uns. Ein langer Pfad führte so einer großen, jedoch nicht allzu tiefen Höhle, die unbewohnt schien.

"Ja", antwortete ich nur knapp, verlangsame meinen Schritt enorm und setzte Gwen auf dem Gras ab.
Dann gingen wir rein und es wurde viel stürmischer draussen.

Mit einem unwohlem Gefühl im Magen setzte ich mich auf den Boden und lehnte mich an die Felswand. "Das könnte ein paar Stunden dauern...", murmelte ich und seufzte.

"Ja", erwiderte ich wieder nur und setzte mich neben sie.
"Was machen wir da bloß?", fragte ich, doch es war eher eine rhetorische Frage.
Geplant näherte ich mich ihr.
Jetzt bemerkte ich erst, wie schön sie eigentlich war.
Und etwas besonderes. Man sollte sie doch nicht herabstufen.
Seltsam, dass meine Welt sich 180° gedreht hatte, genau wie die Ansichten und Vorurteile über Halblinge, doch es hatte sich ja zum positiven gewendet.

Ich zuckte leicht zusammen, als Vincent mir plötzlich näher kam. Unwillkührlich begann mein Herz schneller zu schlagen. Was war mit meinen Gefühlen nur auf einmal los? Hatte ich ihn nicht noch vor wenigen Stunden gehasst? Und jetzt auf einmal brachte er meine Gedanken dazu verrückt zu spielen. "W-weiß nicht...", brachte ich hervor. Ich sah direkt in seine Augen. Sie waren wunderschön und so unergründlich, dass ich mich beinahe in ihnen verloren hätte.

Ich spürte ihren zittrigen Atem in meinem Gesicht und lächelte leicht.
Dann entfernte ich mich wieder.
"War einen Versuch wert", wisperte ich.

Ich hob eine Augenbraue und atmete tief durch. Eine leichte Röte hatte sich auf meine Wangen gebildet. °Ohje, jetzt bin ich wirklich durcheinander...° Dennoch wollte ich nicht meine Fassade aufgeben, die ich mir so mühevoll aufgebaut hatte. Ich durfte jetzt einfach nicht so zurückhaltend und schüchtern sein. "Ach, das war ein Versuch?", fragte ich und sah ihn skeptisch an. "Das war nicht mal der Ansatz eines Versuches.", grinste ich, ohne mich dabei weiter von ihm zu entfernen.

Ohne ein Wort presste ich meine Lippen auf ihre, und zwar so schnell, dass sie nichts dagegen tun konnte.
Da ich ein Vampir war, war ich viel stärker als sie und hielt sie an den Armen fest.
"Du kannst dich nicht wehren", hauchte ich und küsste sie erneut.
Abrupt ließ ich dann von hir ab und als ich sie losließ, bildeten sich rote Druckstellen auf den Handgelenken.
"War mal was anderes", murmelte ich und grinste.

Völlig perplex starrte ich ihn an, bis ich begriff, was er da gerade gemacht hatte. Ich sah auf meine Handgelenke und zuckte zusammen. Vorsichtig strich ich über die schmerzenden Rötungen. Dennoch war das Grinsen auf meinen Lippen nicht gewichen. "Wow...", murmelte ich und sah auf. "Kurz vorwarnen können hättest du mich ja schon...", meinte ich.