Queer as Folk

Aus Atemnot stoppte ich.
"Ist gut, Elisha.. ich.. ich kann nicht mehr", keuchte ich und grinste.
"Und.. eh. wie war ich?"

"Wow...", brachte ich nur heraus.
Ich musste ebenfalls erst mal zu Atem kommen.
"Also, Jordan verpasst eindeutig was.", erwiderte ich schmunzelnd.

"Meinst du?", fragte ich abrupt verlegen.
"Warte. Ich frage mich, wieso du keinen Freund hast!"

"Naja...", erwiderte ich und seufzte.
°Weil ich in dich verliebt bin!°
"Ich... also, es gibt da schon noch jemaden, den ich sehr mag. Aber das ist alles ein wenig kompliziert.", antwortete ich.
Dann versuchte ich erneut das Thema zu wechseln.
"Nun, zurück zum Küssen. Es ist genauso leicht bei uns Mädchen. Hey, das sollten wir üben, vielleicht verliebst du dich ja doch irgendwann in eine weibliche Person..."
°Am besten in mich.°, fügte ich in Gedanken hinzu.

"Najaa.. Vielleicht", kicherte ich und strubbelte ihr durchs Haar.
"Du wärst bestimmt die erste, in die ich mich verlieben könnte, oder die einzige, hihi", scherzte ich grinsend.

Erneut färbten sich meine Wangen rot.
°Wow... Das hätte ich nicht erwartet.°, dachte ich und verkniff mir ein fröhliches Seufzen.
"Äh... danke.", erwiderte ich lächelnd.

"Naja, ich stehe im Allgemeinen mehr auf Männer", sagte ich dann und dachte sofort an Jordan zurück, was mir einen enttäuschten Seufzer entlockte.

"Hey..."
Sanft strich ich ihm über die Wange.
"Du solltest ihn vergessen. Er ist es nicht wert, dass du dir solche Gedanken um ihn machst. Immerhin... Wenn das nicht wahr ist, was er dir sagt, hat er dich wohl oder übel betrogen. Und das hast du wirklich nicht verdient."

"Ich liebe ihn aber", jammerte ich und angte mir ratlos an der Unterlippe.
"Aber ich muss mich wohl oder übel rächen!"

Ich schmunzelte und nickte.
"Er soll genauso leiden wie du gerade. Das hat er verdient!"

"Jaah", sagte ich und wollte mir Mut fassen.
"Wenn ich ihm wehtue tut's mir genauso weh ihn leiden zu sehen", flüsterte ich dann aber.

"Brendan...", seufzte ich.
"Meinst du, ihm tut es weh, dich leiden zu sehen? Ich denke nicht. Würde er sich einen Kopf um dich machen, würde er wirklich etwas wie Trauer spüren, hätte er alles in Bewegung gesetzt und dich gesucht und wirklich um Verzeihung gebittet. Aber wie du siehst ist er nicht hier."
Ich überlegte kurz und lächelte dann. "Also, pass' auf. Es kann ja wirklich mal sein, dass du feststellst, dass du dich in ein Mädchen verliebt hast. Denn wahrscheinlich kam es für dich genauso plötzlich, dass du eigentlich mehr auf Jungs stehst." Ich strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. "Und darauf solltest du vorbereitet sein. Hm... Also, wenn du ein Mädchen küssen möchtest, schaust du ihr zu erst tief in die Augen, damit du sie nicht damit überfällst. Und wenn sie den Blick nicht abwendet, darfst du ihr näher kommen. Wenn sie sich nicht wegdreht, kannst du sie küssen. Aber erst vorsichtig, sonst hast du gleich schlechte Karten. Tja, und wenn sie den Kuss erwidert, kannst du ruhig etwas fordender werden."

"Oh. Hmm. Ich schätze du hast Recht", gestand ich mir traurig ein.
"Danke für die Hilfe", sagte ich dann lächelnd, "Vielleicht bin ich ja bi !?"

Ich zuckte mit den Schultern, doch innerlich baute sich ein Hoffnungsschimmer in mir auf.
"Hm, vielleicht. Das müsstest du natürlich durch ausprobieren herausfinden.", erwiderte ich.

"Ja.. Ausprobieren", meinte ich lustlos.
Im Moment wollte ich eigentlich gar nichts tun.
Die Wahrheit war zu schmerzhaft; Jordan interessierte sich nicht mehr für mich.
Jedenfalls wenige als für dahergelaufene andere.

"Du solltest ihn für eine Weile aus deinem Kopf verbannen...", sagte ich leise.
"Du musst dich irgendwie von ihm ablenken. Wie gesagt, er ist es nicht wert, dass du dir den Kopf daran zerbrichst. Du solltest nach vorne sehen."
Ich seufzte. "Selbst wenn du ihn liebst... Glaubst du, er hat an dich gedacht, als er mit diesem Typen rumgemacht hat? Ich denke nicht. Brendan, du solltest erst mal ein wenig abschalten und herausfinden, auf was - oder besser gesagt wen - du wirklich stehst."

Plötzlich packte mich pure Hoffnungslosigkeit.
"Auf niemanden", seufzte ich schwermütig und ließ den Kopf sinken.
"Ich nehme ja alles an, was du mir rätst, aber es ist leichter gesagt, als getan!"

"Ach man..."
Erneut nahm ich ihn in dem Arm.
"Du tust mir Leid... Sag' mir, was ich für dich tun kann, und ich werd's machen. Dann bist du zumindest glücklich."

"Ich weiß es einfach nicht!", jammerte ich und bekam plötzlich etwas wie Mitleid für Elisha. "Tut mir Leid, dass ich so kompliziert bin.."

Ich lachte leise.
"Ach Quatsch, das bist du nicht. Wenn du wüsstest, in was ich für eine Situation stecke... Aber davon genug."
Sanft legte ich ihm eine Hand unters Kinn, damit er mich wieder ansah.
"Du bist toll, Brendan. Und jeder Typ und jedes Mädchen würde mit Sicherheit für dich sterben. Jede und jeder, der dich betrügt, ist doch total dämlich!"

"M-Meinst du?", fragte ich, den Tränen nahe.
"Danke!", sagte ich und zog sie in eine ehrzliche Umarmung.

"Ist schon okay."
Lächelnd erwiderte ich die Umarmung und ohne es richtig zu merken, schmiegte ich mich enger an ihn.
Ich ließ mich doch ziemlich leicht von meinen Gefühlen leiten.

Zu der Zeit ahnte ich rein gar nichts von Elishas Gefühlen zu mir.
Ich ließ meine Arme fest um sie geschlungen und fühlte mich einfach nur beruhigt.

°Ach man...°, dachte ich.
°Er wird ja doch nie etwas von mir wollen.°
Mir war danach zu heulen.
Ich hatte das Gefühl, dass er wahrscheinlich irgendwann zu Jordan zurückkehren würde, wenn sich alles geklärt hätte.
Dennoch, ich wollte diese Zeit nutzen.
Ich legte meinen Kopf in seine Halsbeuge und verharrte so für einen Moment.

Langsam ließ ich von ihr ab und lächelte sie dann an.
"Du bist die beste Freundin, die ich mir vorstellen kann", sagte ich leise.