Between Angels And Insects

"Ich weiß", flüsterte ich. "Was machst du hier? Die Biester lauern überall!"

"Ich wollte mich nur ein wenig umsehen.", antwortete ich leise. Wir gingen durch kniehohes Gras, das sich nicht sehr von dem auf der Erde unterschied. "Alleine ist es so einfach entspannter. Und wäre ich angegriffen worden, hätte ich mich schon zur Wehr gesetzt.", sagte ich. Eine Weile sahen wir uns schweigend um, als plötzlich jemand - oder eher etwas - zu uns stieß. Ein merkwürdig aussehendes Wesen sprang mir auf den Rücken und schlug mir gegen die Schultern. "Hey, was soll das?!" Ich stieß es ohne großen Kraftaufwand von mir herunter. Gerade wollte es sich noch einmal auf mich stürzen, als Jack seine Waffe auf das Alien richtete. Wollte er es wirklich...? "Bitte töte mich nicht!", quietschte das Alien erschrocken und kauerte sich zusammen. "Ich habe es nicht so gemeint!" Als ich sah, wie Jacks Hand langsam zum Auslöser wanderte, stellte ich mich vor ihn und blockierte so die Schussbahn. "Warte.", sagte ich. "Ich denke, wir sollten ihm am Leben lassen, vielleicht kann er uns helfen."

"Dieses Ungeziefer?", raunzte ich verärgert. "Hmm, wenn du meinst", grummelte ich dann und ließ die Pistole in meine Tasche zurück gleiten.
"Was gibt#s?"

Das Aliens sah uns mit großen Augen an. Anscheinend hatte es nicht damit gerechnet, dass wir ihn am Leben ließen. Ohne Vorwarnung warf es sich zu Boden und hielt sich an meinen Beinen fest. "Oh danke, danke! Ihr seid wahrhaftig Menschen, die noch ein Herz haben." Ich hob eine Augenbraue. "Nun, das freut mich zu hören, aber kannst du uns bitte sagen, was das hier soll?" Das Alien stand rasch auf. "Aber sicher doch. Ich wurde ausgeschickt um euer Raumschiff auszuspähen. Aber jetzt habe ich es mir anders überlegt. Ihr scheint schlauer zu sein als meine Sippe. Ich will die Seiten wechseln, versteht ihr?" Noch immer unsicher sah ich es an. Trotzdem, irgendwie glaubte ich seinen Worten. "Und warum hast du uns ausspioniert? Deiner Truppe müsste doch bewusst sein, dass hier abends nicht viel passiert." Das Alien nickte. "Darum ging es uns auch gar nicht. Wir suchen nach jemandem. Wir suchen nach ihr, der Erlöserin."

"Die- die.. Erlöserin?", wiederholte ich und lachte. "Alles klar. Wir sind nur Menschen, du kleines Ding", meinte ich ungläubig.

"Nein, nein, ihr versteht das nicht!", erwiderte das Alien aufgebracht. "Sie ist kein Mensch. Aber sie ist auch nicht wie wir. Sie ist etwas besonderes, etwas einzigartiges." Ich wechselte einen skeptischen Blick mit Jack. "Und wer soll diese Erlöserin sein?", fragte ich. "Vor sehr, sehr langer Zeit ist auf einem benachbarten Planeten ein Raumschiff der Menschen gekentert. Niemand weiß, wie sie es geschafft haben, die Sonne mit ihrem schlecht gebauten Raumschiff zu umfliegen. Jedenfalls war der größte Teil der Besatzung tot, nur die Wenigsten konnten gerettet werden. Darunter ein sehr junges Paar und ein Kleinkind eines verstorbenen Paares. Sie bekamen nicht kurze Zeit danach ein Kind, welches heranwuchs, mit dem Waisen verheiratet wurde und ebenfalls ein Kind bekam. Dieses Kind sollte eigentlich für Versuchszwecke benutzt werden, die Eltern versteckten es jedoch vor uns und flohen zurück auf die Erde. Kurz zuvor hatten wir es allerdings geschafft, ihr einen Parasiten einzupflanzen, der ihr unglaubliche Fähigkeiten verleiht.", erzählte das Alien. "Nach den Prophezeiungen unseres Meisters soll sie den Krieg stoppen können, nur sie allein weiß eine Lösung."

"Uhm", meinte ich, und war überwältigt von dieser Nachricht.
"Aber.. aber so jemandnen haben wir nicht an Bord, tut mir Leid! Vielleicht.. ist sie noch auf der alten Erde und.. naja.. tot!?", meinte ich, und sagte das letzte Wort nur ganz leise.

Die Augen des Aliens weiteten sich. "Nein, das ist nicht wahr, sie ist nicht tot! Wir haben genau darauf geachtet, dass sie am Leben bleibt und wir wissen, dass sie an Bord ist. Kurz, bevor ihr gelandet seid, haben wir noch Energiewellen von dem Parasiten, der in ihr schlummert, erhalten, die jetzt allerdings nicht mehr ausgesendet werden, da ihr schon so nahe dran seid. Sie ist am Leben, mit Sicherheit." Gespannt hörte ich zu. "Angenommen die Geschichte stimmt und diese Erlöserin ist tatsächlich noch am Leben, wie wollt ihr sie dann finden?", fragte ich. "Nun, das ist einfach. Wir haben ihr ein Zeichen gegeben. Eine Brandmarke in Form einer Sonne, das genauso aussieht wie das Wappen unseres Planeten."

"Ok, dann such' Mal. Ich würde gern Bescheid wissen, wenn wir diese Erlöserin an Bord hätten", meinte ich erwartungsvoll.
"Aber hol' bloß keine deiner anderen Aliens, verstanden?"

Ich bekam kaum mit, wie das Alien "Nein, versprochen!" sagte, denn meine linke Hand wanderte automatisch zu meinem rechten Handgelenk. Ich ertastete eine leicht erhitzte Stelle Haut, die sich schon immer abgehoben hatte. Eine Brandnarbe in Form einer Sonne. War ich tatsächlich diese Erlöserin? Nein, das konnte ich mir bei bestem Willen nicht vorstellen. "Wir... wir sollten zurück ins Raumschiff, Jack.", sagte ich schnell. "Du kommst mit, okay?", fragte ich und sah das Alien an. "Natürlich soll dich niemand sehen, also sei vorsichtig."

"Ja, ja klar", stimmte ich hastig zu und führte die beiden zurück, und passte dabei auf,d ass uns niemand sah.

Wir beschlossen, auf mein Zimmer zu gehen. "Du bleibst erst mal eine Weile hier.", sagte ich zu dem Alien. "Hier sieht dich keiner, da bin ich mir sicher. Wie heißt du eigentlich?" Das Alien zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung. Uns wurden keine Namen gegeben.", erwiderte es. Ich seufzte. "Gut, dann denk' ich mir einen für dich aus. Jack? Du verätst es doch nicht, oder?"

"Nein, natürlich nicht", meinte ich ehrlich und brachte ein Lächeln zustande.
"Wie willst du denn gerne heißen?", meinte ich freundlich.

"I-ich weiß nicht.", antwortete das Alien, mit einem Mal ziemlich scheu. "Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht." Ich hob eine Augenbraue. "Wieso nicht?", fragte ich. "Weil es mir nicht gestattet war. Niemand von uns durfte auch nur daran denken, durch einen Namen eine Identität zu gewinnen. Von mir gibt es Tausend und Abertausend, und wir alle sind nur dafür da um zu töten."

"Na, und? Jetzt bist du halt bei uns."

"Ihr habt Recht.", erwiderte das Alien. "Wir sollten morgen darüber nachdenken.", meinte ich lächelnd. "Lass' dir die Nacht das alles noch mal durch den Kopf gehen. Bleib' ruhig hier, ich muss zurück in den Karantäneraum." Wir verabschiedeten uns von dem Alien und verließen mein Zimmer. Vorsorglich schloss ich es ab, damit niemand unbefugtes einfach so reinging.

"Meinst du, wir finden diese Erlöserin?", fragte ich nebenbei auf dem Flur.

"Ich... ich weiß es nicht.", sagte ich und verkniff mir jegliches Kommentar. "Vielleicht ist sie ja schon tot und das Alien vertut sich nur.", meinte ich. Als wir vor der Türe zum Karantäneraum stehen blieben, lächelte ich Jack an. "Danke noch mal, dass du das Alien am Leben gelassen hast. Es wird bestimmt hilfreich sein."

"Kein Ding, wir müssen doch jedes Geheimnis aufdecken", grinste ich und winkte ihr zu, als ich mich in mein Zimmer verzog.
Ich konnte jedoch nicht sonderlich gut schlafen, da ich ständig darüber nachdenken musste, wer nun diese Erlöserin war.

Die ganze Nacht lag ich wach in meinem Bett. Meine Gedanken drehten sich um ein Thema: War ich tatsächlich diese Erlöserin? "Verdammt...", murmelte ich und zog mir die Decke über den Kopf. "Was mach' ich denn jetzt nur?" Irgendwann übermahnte mich jedoch die Müdigkeit und ich fiel in einen unruhigen Schlaf.

Am nächsten Morgen, nachdem ich nur wenig Schlaf erhalten hatte, schoss mir sofort dieses eine Thema in den Kopf.
Hatten wir wirklich einen übernatürlichen Menschen an Bord, ohne es zu wissen?

Ich wurde ziemlich spät wach. Sofort schlenderte ich zu meinem Zimmer, wo das Alien bereits auf meinem Bett sitzend wartete. "Morgen.", sagte ich verschlafen und zog die Türe hinter mir zu. "Hey!", rief es gut gelaunt. "Hast du dir schon einen Namen überlegt?", fragte ich, erntete allerdings nur Kopfschütteln. "Nein, tut mir Leid." Ich wollte noch etwas sagen, als plötzlich wieder diese Hitze in meinen Körper stieg, in mein Handgelenk hineinströmte und mir Schwindel bereitete. Automatisch umfaste ich das Brandzeichen. "He, ist alles in Ordnung mit dir?", rief das Alien, doch schon verlor ich das Gleichgewicht unter meinen Füßen und sank zu Boden. "Oh nein, was mach' ich denn jetzt?", quitschte mein neugewonnener Freund panisch und griff nach meiner Hand. "Was?! Das kann doch nicht sein... Du bist es, du bist die Erlöserin! Das Zeichen, das Zeichen, ich habe sie tatsächlich gefunden!"

Ich hörte Kreischen und Schreien vom Nebenzimmer.
Augenblicklich lief ich dorthin, riss die Tür auf, schloss sie dann aber wieder hinter mir und bückte mich zu Justine hinunter.
"Was ist los", fragte ich panisch.

Ich blinzelte und versuchte etwas zu sagen, doch das Alien kam mir zuvor. "Sie ist die Erlöserin! Sie trägt das Brandzeichen an ihrem Handgelenk. Nach ihr haben wir so lange gesucht!"

"Was? Echt? Oh.. Gott!", schrie ich erschrocken aus.
Plötzlich betrachtete ich Justine mit ganz anderen Augen.