The Flames Are Calling

Ich gab ein abschätzendes Fauchen von mir. "Und du gehörtest anscheinend dazu, nicht wahr?", fragte ich und fixierte ihn mit einem kalten Blick. "Du hast bestimmt mitgeholfen, die anderen zu vernichten. Und dann wolltest du mich töten, weil ihr mich vergessen habt!" Wut stieg in mir auf. Wie konnte er es nur wagen? Und dann behauptete er sogar noch, er würde mich süß finden und ließe mich deshalb am Leben. Was war mit den anderen? Sie hatten auch das Recht gehabt zu leben! Und dieses Kind... War es nicht auch niedlich gewesen?
Ich stürzte mich auf ihn und vergrub meine Fingernägel fest in seine Schultern. "Du bist so mies! Keiner von ihnen hat den Tod verdient, keiner!"

Ruckartig riss ich ihre Hände von mir weg und drückte Sayu unsaft zu Boden.
"Halt den Mund, du hast doch keine Ahnung!", fauchte ich aufgebracht und grub meine krallenartigen Fingernägel ohne es zu Merken in ihre Handgelenke.
Als ich ihr gequältes Gesicht sah, ließ ich keuchend von ihr ab und rutschte sofort in die hinterletzte Ecke, soweit weg von ihr, wie ich nur konnte.

Ich verschwendete keine weitere Zeit mehr Wütend stand ich auf, klopfte mir den Staub von der Kleidung und sah nach draußen. Es war noch immer mitten in der Nacht und der nächste Tag lag noch weit weg, doch das war mir egal. Selbst, wenn das abgeschiedene Dorf nur so von unheimlichen Gestalten wimmeln mochte, so waren die mir hundertmal lieber als die Gesellschaft von Neo. Ohne mich noch einmal nach ihm umzudrehen ging ich langsam los, aus der Höhle hinaus.

Ich sah ihr nach, bis ich endlich verstand, dass sie gehen wollte.
Hin- und hergerissen zwischen der Möglichkeit, sie in den Tod gehen zu lassen, oder der, sie lieber zu behalten, knirschte ich mit den Zähnen.
Schließlich stand ich murrend auf und folgte ihr.
"Vergiss es. Denk' garnicht dran", knurrte ich. "Du läufst ins offene Messer. Wenn du nicht von irgendwelchen Wesen zerfleischt wirst, kommt dir vorher Kyo in die Quere und legt uns beide um."

Ich drehte mich um. "Na und? Früher oder später wird mich sowieso jemand von deiner Truppe finden. Lass' mich einfach in Ruhe, okay?" Ich ging einen Abhang entlang, der knapp zwei Meter nach unten führte. Plötzlich bröckelte der Stein unter mir weg und ich verlor meinen Halt. °Verdammt!°

Ohne zu zögern stürmte ich auf den Abhang hin, schaffte es dann aber, knapp vor dem Fall abzubremsen.
Ich griff nach Sayuris Hand.
"Du musst dich nicht gleich irgendwo herunterstürzen!", raunzte ich.

Wütend funklete ich ihn an. "Das hatte ich auch nicht vor...", erwiderte ich.
Als ich bemerkte, dass er noch immer meine Hand hielt, knirschte ich mit den Zähnen.
"Könntest du mich bitte loslassen?"

Plötzlich musste ich hämisch grinsen.
"Nö", meinte ich, und mit einem Ruck schleuderte ich sie neben mich auf den Boden, fing sie aber mehr oder weniger schmerzvermeidend auf.
"Oder willst du lieber darunter?", fragte ich rhetorisch.

Wütend zeige ich ihm meine Zähne und setzte mich auf. "Wenn du nicht aufpasst, landest du gleich da unten.", zischte ich. "Und jetzt lass' mich endlich gehen, ich will nichts mit dir zu tun haben, verstehst du das?"

Plötzlich begriff ich, dass ich ihr wie ein besessener hinterlief.
"Man, du wirst sterben!", brüllte ich.

"Das ist mir egal.", antwortete ich verbissen und stand auf. "Ich hab' eh schon alles verloren, da macht es keinen Sinn mehr, für irgendwas zu kämpfen." Ich drehte mich um und ging los, allerdings zurück in Richtung Höhle. In einem Punkt hatte er ja doch Recht - zu dieser Zeit aufzubrechen wäre ziemlich gefährlich.

Triumphierend folgte ich ihr auf Schritt und Tritt, bis wir wieder in der Höhle waren.
Es war besser, den größtmöglichsten Abstand von ihr zu nehmen, jedoch setzte ich mich dieses Mal in Richtung Ausgang, sodass sie nicht wieder einfach bahauen konnte.

Ich rollte mich in der hintersten Ecke zusammen und schloss die Augen. Müde war ich zwar nicht, dennoch versuchte ich einzuschlafen. Nach einer Weile gelang mir dies sogar, doch schon bald wurde ich von Albrtäumen heimgesucht. "Nein... Lasst mich in Ruhe...", murmelte ich im Schlaf.

Ich konnte nicht schlafen. Wie auch, bei dem Gemurmel.
Vorsichtig rutschte ich an Sayuri heran und stubste sie mehrmals an.
"Hey, hey, alles ok?"

Erschrocken zuckte ich zusammen und richtete ich mich auf. Verwirrt stellte ich fest, dass Neo mir plötzlich wieder nahe war. "Tut... tut mir Leid...", sagte ich und seufzte leise. "Hab' öfters so Albträume...", gab ich zu. Ich schüttelte leicht den Kopf. "Die Bilder gehen mir nicht mehr aus dem Kopf..."

"Die.. des Brandes?", fragte ich leise, obwohl ich die Antwort schon kannte.
Urplötzlich hatte ich ein dermaßen schlechtes Gewissen, obwohl ich ja nicht ganz freiwillig bei den Anschlagen geholfen hatte.

Ich nickte leicht und sah zu Boden. "Ja..."
Ich strich mir eine Strähne aus dem Gesicht und blickte Neo an. "Ich habe gesehen, wie die Häuser in Flammen aufgegangen sind und versucht wurde, die Bewohner zu retten..."

Ich seufzte verzweifelt.
"Verdammt. Ich wollte dadrin nicht verwickelt sein. Ich.. ich habe nämlich ebenfalls.. ein Haus in.. in.. Brand gesetzt", gab ich kaum hörbar zu und grub meine Finger tief in den lehmigen Boden hinein.

Ich schüttelte leicht den Kopf. "Wenn du es nicht wolltest, hättest du das Haus auch nicht angezündet.", erwiderte ich kühl und wandte mich von ihm ab.

"Sie.. hätten mich sonst auch erledigt..", meinte ich.
"Ich habe meine Familie verloren, ich musste eine Arbeit finden, und ich wusste nicht, dass ich dafür Häuser anzünden musste."

Ich sah ihn an. "Ich habe meine Eltern ebenfalls verloren und kein Geld gehabt. Trotzdem habe ich keine Häuser angezündet.", erwiderte ich und sah ihn klagend an.

"Jaa. Der Job wurde mir so angeboten, dass er garnicht schlimm gewesen wäre. Sie haben mich denken lassen, ich würde einfach nur Verbrecher fangen müssen. Später kam das mit dem Töten.
Das habe ich auch noch geschafft, ich dachte, das wäre halt das Gesetz, wer schlimme Sachen tut, muss büßen. Da wusste ich ja noch nicht, was alles auf mich zu kommen sollte.", erklärte ich schuldbewusst.

"Ich hoffe du hast daraus gelernt.", sagte ich und starrte nach draußen. "Lange habe ich anscheinend ja nicht geschlafen... Es ist immer noch stockdunkel."

"Mhm", machte ich nur leise und lehnte mich egen die eiskalte Wand.
Ich seufzte schwer und schloss die Augen.
"Ich war dabei. Ich bin Schuld", flüsterte ich immer wieder.

Ich sah zu Neo herüber und seufzte. "Hör' auf dir Vorwürfe zu machen.", sagte ich, doch als er weiter vor sich hinmurmelte, reichte es mir. Unsanft, aber nicht so schmerzhaft, drückte ich ihn zu Boden. "Ich sagte, du sollst aufhören."