Summers best California-Girl

Nachdenklich schaute ich Sandy an.
"Nun ja.."
Es ging wohl nicht anders. "Okay."
Kurzerhand stand ich auf, nahm Rike sanft am Arm und nahm sie mit mir.
"Komm schon. Wir gehen zum Hotel und dann kannst du es mir sagen, ok?", meinte ich besorgt.

Ich nickte leicht, ohne etwas zu erwidern. Als wir in Chesters Hotelzimmer angekommen waren und wir uns auf die Couch setzten, atmete ich tief durch.
"Ich muss dir einiges erklären...", sagte ich leise.
"Als ich mich vorgestelt habe, habe ich ehrlich gesagt gelogen. Natürlich will ich eine neue Erfahrung machen, das ist wahr... Aber mir war es auch sehr wichtig, die Show zu gewinnen."
Ich sah zu Boden. "Momentan... momentan habe ich sehr viele Schulden. Das liegt daran, dass meine Mutter vor ein paar Monaten bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist und mein Vater dabei sehr schwer verletzt wurde. Ich habe die Bevormundung von ihm bekommen und gleichzeitig mit seine Schulden, die ich mit dem Gewinnergeld begleichen wollte... Nur, mein Vater... Wo ich gefahren bin, hat sich sein Zustand sehr verschlechtert, doch wir hatten kein Geld, die lebensnotwendige Operation durchzuführen. Ich hatte gehofft, wenn ich wirklich gewinne, bekomme ich genug Geld für die Schulden und für die Rettung meines Vaters zusammen, aber..."
Ich schluckte und versuchte die aufkommenden Tränen zurückzuhalten. "Aber er hat es nicht geschafft... Er ist heute morgen im Krankenhaus gestorben..."

Von Rikes Schicksal sichtlich berührt schaute ich zu Boden.
"Das.. das tut mir sehr Leid. Du hast keine Eltern mehr.."
Ich seufzte schwer und schaute ihr dann tief in die Augen.
Vorsichtig legte ich eine Hand an ihre Wange und wischte eingie Tränen ab.
Dann ließ ich sie wieder sinken.
"Hör mal, du musst nach vorn schauen. Ich weiß, es ist schwer, geliebte Menschen zu verlieren, aber dein Leben muss weitergehen", wisperte ich ermutigend und nahm ihre Hand.

Ich zuckte leicht zusammen, als er meine Hand berührte. Trotz der endlosen Trauer machte sich ein leichtes Kribbeln in meinem Bauch bemerkbar.
Ich nickte leicht, sah jedoch weiter zu Boden.
"Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll... Nicht nur, dass ich jetzt keine Eltern mehr habe... Ich sitze auf einem riesigen Berg von Schulden. Und ich weiß nicht, ob ich in der Wohnung bleiben darf. Verdammt..." Ich seufzte und schüttelte den Kopf.
Dann stand ich auf. "Ich glaube, ich sollte wohl besser zu den anderen... Die Show muss doch weitergehen...", sagte ich, jedoch war ich mir nicht sicher, ob ich in meiner Verfassung wirklich so weitermachen und die Gegenwart der anderen Mädchen, die sich wahrscheinlich schon wieder die Münder wundredeten und über mich lästerten, wirklich ertragen konnte.

Augenblicklich stand ich auf und hielt sie zurück.
"Bleib' lieber hier. Die sollen dich in Ruhe lassen.
Du kannst bei mir bleiben und dich ausruhen.
Tu's für mich, ja? Und das mit den Schulden..
Vielleicht kann ich dir behilflich sein. Dazu später, okay?"
Ich gab ihr Taschentücher und eine Decke.
"Geh auf's Sofa und beruhig', dich, okay?
Erstmal sollst du keine Sorgen haben."

Vollkommen überrascht sah ich ihn an. Er wollte mir wirklich helfen?
Ich brachte nur ein Nicken und ein leises "Danke" zustande. Zu mehr war ich im Moment nicht fähig.
Meine Gedanken waren vollkommen aufgewirbelt und ich war froh, etwas Ruhe vor den anderen zu haben.
So konnte ich zumindest erst einmal alles ordnen und einen Notfallplan für zu Hause schmieden.
Müde kuschelte ich mich auf das Sofa und ehe ich mich versah, waren mir auch schon die Augen zugefallen.

Mitten in der Nacht wurde ich wach. Ich wusste selbst nicht genau warum, doch schnell stellte ich fest, dass mir trotz der Decke ziemlich kalt war.
Anscheinend hatte ich mich bei der gestrigen Challenge erkältet, da es ziemlich geregnet hatte. Zitternd setzte ich mich auf und tabste ein wenig im Hotelzimmer umher, um etwas müder zu werden.

Ich schlug die Augen auf, da ich urplötzlcih einen Laut vernahm.
Es waren leise Schritte.
Schlaftrunken blinzelte ich und richtete mich auf.
Ich gähnte herzhaft und schlurfte zur Tür, um sie einen Spalt weit zu öffnen.
Ich spähte durch den Schlitz und erkannte eine schmale Silhouette in der Dunkelheit.
Da wurde mir klar, dass es Rike sein musste.
Leise und langsam ging ich auf sie zu.
"Rike?", wisperte ich in die Nacht hinein.

Ein wenig erschrocken zuckte ich zusammen und drehte mich um.
"Oh... hey.", sagte ich und sah zu Boden - irgendwie eine Angewohnheit, die sich in Gegenwart von Chester bei mir eingebürgert hatte.
"Hab' ich dich geweckt? Tut mir Leid, das wollte ich nicht..." Ich seufzte leise und sah auf.
"Ich hab' mich in den letzten Tagen wohl irgendwie erkältet, mir ist total kalt und ich bin deswegen wach geworden.", erklärte ich.

Ich musste kurz grinsen.
"Nun.. Ehm.. Wenn du willst..", stammelte ich etwas verlegen, doch man konnte die aufsteigende Röte in meinem Gesicht in der Dunkelheit der Nacht Gott sei Dank nicht sehen.
"..also meine Decke ist.. wärmer", murmelte ich und deutete mit der Hand zum Schlafzimmer.
"Wenn du magst, kannst.. kannst du zu mir.. Ich kann auch auf dem Sofa schlafen, wenn dir das unangenehm ist.."

Sofort stieg das Blut in meinen Kopf. °Gott sei Dank ist es dunkel, ich seh' wahrscheinlich aus wie eine überreife Tomate!°, dachte ich. Ich räusperte mich und versuchte einen vernünftigen Satz zu stande zu kriegen.
"Nun, also, ich... uhm... ger-gerne.", erwiderte ich, sah jedoch nicht auf.
°Verdammt, ist das peinlich!°

Ich nagte nervös an meiner Unterlippe.
"Gut.. ehm, dann.. hier lang", murmelte ich und öffnete die Tür.
Ich wartete, bis Rike sich hingelegt hatte, und legte mich dann ebenfalls, wenn auch beschämt, neben sie.
Allerdings mit Abstand. Ich versuchte, tief durchzuatmen, und nichts unüberlegtes zu tun.
Einfach still sein und schlafen..

An einschlafen war wohl nicht mehr zu denken.
Ich erwischte mich sogar dabei, die Luft anzuhalten, um keinen Ton von mir zu geben, doch dies gelang mir kaum.
°Oh man, da hast du dich ja wieder in eine Situation gebracht, Rike!°, schimpfte ich mit mir selber.
°Obwohl, eigentlich... Ich meine, ich mag ihn ja, aber... Moment, was denke ich da überhaupt! Ich riskiere hier gerade das Glaubensbild der Show!°
Fast hätte ich geseufzt. °Wie komme ich da nur wieder raus?°

Ich spürte die Nervosität von Rikes Seite, die ich nur erwidern konnte.
Wir fanden diese Situation beide unangenehm.
Ich woltle doch nur, dass sie sich nicht noch mehr erkältete.

Eine innere Stimme mischte sich mit in meine Gedanken.
Eine Stimme, die mich verdammt an die Worte Sandys erinnerte.
°Rike, komm' schon, ergreife die Chance!°
Wie in einem Anime erschien in meinen Gedanken eine "Chibi-Rike", die zu mir sprach.
"Augen zu und durch! Na los, so eine Gelegenheit bekommst du nie wieder!", rief sie mir zu.
Sollte ich wirklich...?
Na gut, also Augen zu und durch.
Ich atmete tief durch und rutschte ein winziges Stück näher an Chester heran.
Nach wenigen Sekunden hörte ich "meinen" Chibi in Gedanken seufzen.
"Oh man, du bist echt total feige!", grummelte das "Mini-Ich".

Ich merkte, dass Rike sich zu mir bewegt hatte.
Und wieder lächelte ich.
Sie war einfach etwas besonderes, wie ich fand.
Also nahm ich es so hin.
Doch eines überraschte mich - Kribbeln im Bauch.

°Ich bin nicht feige!°, dachte ich beleidigt. Fast hätte ich das laut gedacht.
"Oh doch, bist du!" Mein Ich in Miniaturformat machte es sich auf meinen Kopf gemütlich.
"Das ist doch bescheuert. Du bist total in den Kerl verknallt und verhälst dich so verkrampft. Wetten, du würdest dich nicht trauen ihn zu küssen?"
Ich hob eine Augenbraue. °Würde ich wohl!°
"Wetten nicht?", zog mich das Chibirike auf.
°Wetten doch! Ich mach' das, wirklich!°
"Gut, dann beweiß es. Dann lass' ich dich auch in Ruhe!", erwiderte meine Kleinausgabe.
°Okay, na dann!°
Ohne groß noch weiter darüber nachzudenken, rutschte ich ein ganzes Stück näher an Chester heran, und ehe er etwas sagen konnte, hatte ich bereits meine Lippen auf seine gelegt.
Ich hörte "Chibirike" leise lachen. "Tja, jetzt komm' mal aus der Nummer wieder mit einer Erklärung heraus. Ich halt mich dann mal an die Abmachung, bye!°
°Oh, verdammt!°, dachte ich. °Großer Fehler, verdammt großer Fehler!°

Total erschrocken und überrascht .. nahm ich den Kuss einfach hin.
Ich genoss es auf eine gewisse Art und Weise.
Und Schmetterlinge nisteten sich in mir ein.
Es war wirklich schön. Also erwiderte ich den Kuss umso mehr, obwohl ich nicht wusste, warum sie es tat.

°Okay Rike, stopp! Stopp, bis hierhin und nicht weiter! Du hast schon genug angerichtet!°
Doch ich hörte meiner inneren Stimme gar nicht mehr zu, sondern verbannte sie einfach aus meinem Kopf.
Zögernd schloss ich meine Augen und als ich spürte, dass Chester meinen Kuss erwiderte, begann ich mich zu entspannen.
Vielleicht hatte ich ja doch das Richtige getan - oder zumindest mein "Chibi-Ich" hatte mich dazu gebracht.

Ich legte die Hände auf Rikes Rücken und genoss den Moment total.
Für mich war sie schon die Siegerin des Wettbewerbes. - Aber halt! Genau das durfte nicht passieren! Dass ich sie anderen vorzog! Jedenfalls nicht jetzt!
Abrupt ließ ich von ihr ab und rutschte weiter weg.
"Sorry, das.. das geht nicht.. jetzt..", stammelte ich atemlos.

Ich nickte verständnisvoll. "Ist schon okay.", antwortete ich.
Ich war nicht enttäuscht, ganz im Gegenteil.
"Ich weiß selbst nicht genau, was da in mich gefahren ist.", gab ich zu.
°...bis auf ein kleines, nerviges Chibimonster, dass mich dazu schon fast gezwungen hat.°, fügte ich in Gedanken hinzu.

"Nun.. Der Wettbewerb, weißt du?", murmelte ich verlegen und konnte mich glatt selbst dafür prügeln.
°Warum, Chester?°, dachte ich aufgebracht.
°Hätte ich sie gelassen.. Aber es geht nicht..°

"Ich weiß...", seufzte ich.
"Ich glaube es wäre den anderen gegenüber sehr unfair.", sagte ich, auch, wenn mir diese Tatsache nicht sehr gefiel.
"Tut mir Leid, falls ich dich damit verunsichert habe.", fügte ich reumütig hinzu.

"Nun. Ich fand dich von Anfang an recht interessant, doch habe mich beherrscht, dich nicht ungerechterweise zu bevorzugen!", erklärte ich und war glücklich, diese Last los zu sein.

"Und ich, na ja..." Ich seufzte. "Der Grund, warum ich dir aus dem Weg gegangen bin, ist... Ich fand dich schon immer ziemlich toll. Nur... Hätte ich mich davon ablenken lassen, wäre ich wahrscheinlich nie so weit gekommen.", gab ich zu.

Ich schürzte die Lippen. "Aber.. Hm, du hast es ja geschafft", meinte ich.
Noch immer spürte ich deutlich ihren Geschmack auf meinen Lippen.
"Wollen wir das mal wiederholen? Ich meine.. außerhalb der Challenges..!?"