The Girl at the rockshow.

Erschrocken über den Punker riss ich die Augen auf.
"Wa-was? Wieso gehen wir da rein? Da sind sicher noch mehr solcher.. eh.. Menschen", jammerte ich.

"Pass' auf, dass sie dich da drin nicht fressen.", sagte ich sarkastisch und zog ihn unbeirrt weiter. "Nun zieh' nicht so ein Gesicht." Im Geschäft blieb ich stehen. "Also, jetzt sieh' dich erst mal selber um, vielleicht findest du ja was.", meinte ich.

Ich zuckte die Schultern und sah mich um.
Argwöhnisch hob ich etwas hoch, was aussah wie ein Armband.
"Was ist das?", fragte ich und schaute mir das nietenbesetzte Teil an.

Ein wenig neugierig beäugte ich die vielen Klamotten, erinnerte mich jedoch daran, dass ich auf "Mission" war. Ich musste Joel einfach umstylen. Als ich seine Stimme vernahm, drehte ich mich um und begann zu schmunzeln. "Das ist ein Nietenarmband.", erwiderte ich. Schnell merkte ich, dass Joel hier wohl immer noch ein wenig blind umhertapte. "Warte, ich such' dir mal ein paar Sachen raus." Wenige Minuten später stand ich mit einem riesigen Berg von Klamotten vor ihn. "Probier' die Sachen mal an.", sagte ich.

"Eh. Okay", meinte ich und stapfte in eine der Umkleidekabinen.
Mühsam streifte ich mir die Sachen nacheinander über, und fand sie garnicht mal so schlecht.
"Hmm..", machte ich und schaute schier unendlich lange in den Spiegel.

Gelangweilt lief ich vor der Umkleidekabine auf und ab. Mensch, dieses lange brauchen beim Umziehen kannte ich ja eigentlich nur bei meinen Freundinnen! "Bist du bald soweit?", fragte ich und seufzte genervt.

"Jaa!", schrie ich erschrocken, drehte mich um und riss die Gardine beiseite.
"Und?", meinte ich neugierig und mit großen Augen.

"Hm..." Skeptisch betrachtete ich Joel, ging sogar einmal um ihn herum und zupfte sein T-Shirt leicht zurecht. "Anders...", begann ich. "Anders, aber okay." Ich grinste. "Gut, dann zieh' dich wieder um und komm' mit den Sachen an die Kasse." Nachdem wir bezahlt hatten, gingen wir zurück auf mein Zimmer im Internat. Doch etwas war anders: In meinem Zimmer stand ein zweites Bett! Ich hob eine Augenbraue. "Was soll das denn bitte?", murmelte ich. Aus dem Bad trat plötzlich der Direktor. "Ach, gut, dass ich euch beide antreffe. Ein Grippevirus ist ausgebrochen und die Krankenzimmer sind völlig überfüllt. Wir müssen jetzt Zimmer frei räumen und da Joels Zimmer direkt neben dem Krankenzimmer liegt, und er sowieso dein Mentor ist, ist es doch eine gute Lösung, dass ihr euch ein Zimmer teilt."

Entgeistert riss ich die Augen auf.
"Was? Ich.. bei IHR?"

"Genau, wieso ausgerechnet bei mir?!", erwiderte ich wütend. "Die Jungenzimmer waren alle belegt, tut mir Leid. Ich hoffe das geht für euch in Ordnung."

"Aber.. ich.. warum! Ich werde aus MEINEM Zimmer RAUSGESCHMISSEN!?", wütete ich hilflos.

"Dadurch ersparst du uns eine Menge, Joel. Ich wäre wirklich froh, wenn gerade du, als Schulsprecher, dafür entscheiden würdest, solange hier zu schlafen. Es ist ja nur für eine Woche.", sagte der Direktor.

"Das.. das stimmt", gab ich nach und kratzte mich am Kopf.
Dann schaute ich schuldbewusst zu Abby.
"Ok?"

Ich seufzte und verschränkte die Arme vor der Brust. "Wenn es sein muss...", murrte ich und verdrehte die Augen. Der Direktor lächelte. "Danke." Damit verließ er den Raum. Ich setzte mich auf mein Bett. "Na super, das ist ja total gut gelaufen." Ich sah Joel an. "Glaub' ja nicht, ich würde dich mögen, nur weil ich dir die Klamotten gekauft habe. Das mache ich nur zu meinem eigenen Besten.", zischte ich. "Nun, wir sollten mit deinem Styling weitermachen, schließlich sind deine Haare noch nicht in Ordnung."

"Ehm. Ok. Wenn.. wenn du meinst", seufzte ich und setzte mich aufs Bett.

"Gut." Ich kramte in meiner Tasche, bis ich eine kleine, rechteckige Verpackung aus Karton fand. "Sorry, Joel, du wirst mich sicherlich dafür noch mehr hassen als du jetzt schon tust... Aber deine blonden Haare passen einfach nicht zu den Klamotten." Ich deutete auf das schwarze Tönungsmittel.

Ich knirschte mit den Zähnen.
"W-wenn d-das sein muss..", jammerte ich ängstlich.

"Dann komm'." Wir gingen ins Bad, um den Schlafbereich nicht unnötig dreckig zu machen. Nachdem sich Joel auf die große und stabile Wäschetruhe gesetzt und ich die Tönung vorbereitet hatte, musterte ich ihn kurz. "Könntest du vielleicht den T-Shirt ausziehen?", fragte ich. Als ich seinen - wohl zu Recht - verwirrten Blick bemerkte, verdrehte ich die Augen. "Damit es nicht verdreckt. Keine Sorge, ich guck' dir schon nichts weg."

Das war mir neu, mich vor Mädchen auszuziehen.
"Naja. Ok", sagte ich und tat es.

°Na ja. Nett durchtrainiert ist er ja.°, stellte ich fest, dachte mir dann aber auch nichts mehr weiter dabei. Ich hatte schon lange keinen Freund mehr gehabt. Die meisten schlug ich mit meiner direkten, frechen Art ziemlich schnell in die Flucht. Aber mir war es recht so. Nachdem ich das Tönungszeug in seine Haare gemacht und nach einiger Zeit ausgespült hatte, schnitt ich ihm - wenn auch mit ein wenig Protest von Joel - ein paar Stufen in die Haare und machte es so fransiger. Dann föhnte, glättete und style ich sie ihm. "Gut, ich geh' jetzt raus, dann kannst du deine neuen Klamotten anziehen.", sagte ich.

"Ok", sagte ich nur knapp und unsicher, stand dann auf und tat was mir aufgetragen wurde.
Der neue Kleidungsstil war gewöhnungsbedürftig für mich.

Nachdem er sich umgezogen hatte, kam ich wieder ins Zimmer. Mit einem leichten Schmunzeln betrachtete ich Joel. "Wow... Hab' ja doch gute Arbeit geleistet. Sieht gar nicht schlecht aus.", sagte ich.

"M-meinst du? Das will ich sehen!", meinte ich und zupfte mir am Shirt rum.

Ich zog ihn in das Badezimmer, in der ein Spiegel hing. "Na, ist doch besser als vorher, finde ich.", meinte ich und lächelte zum ersten Mal ehrlich.

Skeptisch musterte ich mein neues Spiegelbild.
"Hm", machte ich kritisch und legte eine Hand an mein Kinn.
"Ich finde, dass sieht.. gut aus", meinte ich dann und ich lächelte ebenfalls.